Dienstag, 22. Dezember 2015

Eltern vs. Kinder oder: Prioritäten setzen [Blogparade]

Zugegeben, der Blogtitel klingt leicht irritierend. Eltern versus Kinder? Eltern gegen Kinder? Klingt so gar nicht nach Idealzustand, schließlich handelt es sich ja nicht um einen Kampf. Ist es natürlich auch nicht. Aber dahinter steckt die Frage nach der gerechten / sinnvollen / guten Aufteilung der Bedürfnisbefriedigung von Eltern und Kinder. Ganz konkret: Wieviel können Eltern aushalten, wenn es darum geht die Bedürfnisse ihrer Kinder zu erfüllen? Wie weit können und sollen Eltern ihre eigenen Bedürfnisse zugunsten der Bedürfnisse der eigenen Kinder zurückstellen?

Anlass dieses Artikels ist die aktuelle Blogparade von frau-chamailion.de. Sie hat die Bloggerwelt gefragt, was sie über dieses Thema denkt. Ihren Artikel dazu findet ihr hier. Meine Sicht der Dinge kommt jetzt.
Ein Kind ändert alles

Auch wenn meine Tochter erst in wenigen Tagen auf die Welt kommt bin ich mir jetzt schon sicher, dass sich unser Leben mächtig ändern wird. Der Tagesablauf orientiert sich nicht länger nur an meiner Frau und mir sondern wird ganz entscheidend durch das kleine Wesen mitgeprägt werden müssen.
Unsere Aktivitäten müssen wir danach planen, wie und wann das Kind schläft, wann es was zum Knabbern braucht, wie es ihm gesundheitlich geht, und, und, und. Ein Baby hat wenig Möglichkeiten sich für die Befriedigung seiner eigenen Bedürfnisse einzusetzen. Wenn wir Eltern nicht für den Nachwuchs da sind, es ist es niemand. Ein Zustand, der niemals eintreten darf.


Was geben wir Eltern auf?

Wie gesagt, wir "opfern" all die Freiheit, die wir ohne Kind noch hatten. Spontan was unternehmen und damit am besten in 2 Minuten anfangen? War früher kein Problem. Jetzt ist es eins. Selbst wenn man das Kind mitnehmen könnte, ist dies trotzdem mit einer gewissen Vorbereitungszeit verbunden. Windeltasche, Kinderwagen, etc. müssen eingepackt werden. Und für Dinge, die man besten ohne Kind macht, muss erst ein Babysitter organisiert werden. Selbst die eigene Verwandschaft sagt in den seltensten Fällen mit Begeisterung zu, wenn man ihnen ihn einer halben Stunde das Kind übergeben möchte.

Was ich damit sagen will ist folgendes: Wir als Eltern geben mit der Geburt unseres Kindes natürlich nicht unser komplettes Sozialleben auf. Aber alles muss anders, besser, geplant werden. Somit geht natürlich einiges an Flexibilität flöten.


Die alles entscheidende Frage ist nun die nach der Bedürfnisbefriedigung des Kindes zulasten der eigenen Bedürfnisse. Wie viel gibt man selber auf, um dem eigenen Kind mehr geben zu können? Man ahnt es bereits: DIE richtige Antwort gibt es nicht.

So kann ich es mir vorstellen

Wenn ich jetzt sage, dass ich den gesunden Mittelweg wählen würde, klingt das ziemlich abgedroschen. Und irgendwie auch nach nichts halben und nichts ganzem. Also versuche ich es anders auszudrücken.
Es gibt zwei Extreme: das Leben dreht sich ausschließlich um das Kind oder das Kind läuft in einer Familie nebenher und muss sich möglichst weit an die Eltern anpassen. Beides scheint auf den ersten Blick der falsche Weg zu sein.

Wenn ein Kind der absolute Mittelpunkt der Familie ist, hat das in meinen Augen für die Aussenwirkung der Familie eher negative Folgen. Und mit Aussenwirkung meine ich jetzt nicht, was jemand über die Erziehungsmethoden denkt. Sondern ganz konkret den Kontakt zum sozialen Umfeld. Wie lange können Freundschaften halten, wenn immer ein Kind dazwischen steht, dessen Bedürfnisse in jeder Sekunde vor den eigenen und denen der Freundschaft stehen? Im Laufe der Wochen, Monate und Jahre werden soziale Kontakte abnehmen, wenn man sich mit der kleinen Familie so stark einigelt.
"Ihr wollt einen Spieleabend machen? Übernächsten Samstag? Das passt aber schlecht bei uns. Samstags wird der Knirps immer gebadet und da weiß ich noch nicht, ob wir das dann abends zu euch schaffen."
Ähnliche Zitate hört man immer wieder von dieser Art von Eltern, die jedes kleinkindliche Bäuerchen dermaßen hochstilisieren, dass die Aussenwelt ausgeblendet wird.

Das zweite Extrem liegt dann vor, wenn das Kind zwar versorgt wird (sprich: waschen, füttern, etc.), aber ansonsten eher nur so nebenher läuft. Diesen Zustand zu beschreiben ist schwer, da ich hier keinesfalls von Vernachlässigung sprechen möchte. Das ist ein ganz anderes Kaliber. Gemeint ist zum Beispiel das wöchtenliche Weggeben eines Babys oder Kleinkindes zu den Großeltern, weil die Eltern richtig feiern wollen. Und zwar so feiern, dass das Kind auch am nächsten Tag noch nicht zurück kommen kann, weil der Kater noch anwesend ist.

Und Achtung, jetzt kommt meine Patentlösung:

Für die Familie nur das Beste!


Vielleicht ist es der gesunde Mittelweg, vielleicht liegt dieses Beste aber auch rechts oder links vom Mittelweg. Am End' ist es wichtig, dass für jedes Familienmitglied das Beste herausgeholt werden kann.
Das wird bei uns hoffentlich so aussehen, dass wir weiterhin in der Welt, respektive unserer Stadt, unterwegs sind. Und zwar mit Kind. Treffen mit Freunden, Unternehmungen, Reisen, etc. Genau so wird es Gelegenheiten geben, bei denen wir unsere Tochter in die liebevollen Großelternhände geben werden, unter Umständen auch mal inklusive Übernachtung.
Niemand, weder wir noch unser Kind profitieren langfristig davon, wenn wir unser Sozialleben weitgehend aufgeben, nur um rund um die Uhr um unser Kind zu kreisen. Klar, Aufmerksamkeit mag jedes Kind. Ich bezweifel nur, dass es ausgesprochen förderlich ist, als Kind von vorne bis hinten umsorgt zu werden. Meiner Meinung nach wird sich dies später eher negativ auswirken, sowohl auf uns Eltern als auch auf das Kind. Beiden Seiten wird das Loslassen, zum Beispiel in der Pubertät oder auch beim Auszug aus dem elterlichen Haus, viel schwerer fallen.

Fazit

Schwieriges Thema. Und jeder wird eine andere Meinung haben. Und irgendwie ist auch jede Meinung die richtige - zumindest, solange das Kindes- und Elternwohl nicht gefährdet wird. Ich stelle mir vor, dass Elternsein kein leichter Job ist. Man muss viel aushalten lernen, viel zurückstecken lernen. Aber genau so muss man, zum eigenen Wohl und das Wohl des Kindes, auch eine gewisse Selbstpflege betreiben. Und das klappt am besten mit einem guten sozialen Netzwerk (offline).

Jetzt darf natürlich gerne diskutiert werden. Welchen Weg schlagt ihr ein oder würdet ihr einschlagen? Und vor allem, warum?

3 Kommentare:

  1. Hallo Abenteuerpapa,

    deine Gedanken zu diesem doch wirklich nicht ganz einfachen Thema finde ich sehr gut und durchdacht. Wir handhaben es ähnlich. Hat bisher sehr gut funktioniert :-)

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    1. Hey,

      danke schön. Ich hoffe, dass es bei uns in der Realität dann ähnlich gut funktioniert.

      Liebe Grüße

      Kai

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    2. Hallo bald Papa
      Wenn ich das lese, möchte ich dich drücken und streicheln und dir ins Ohr flüstern "Es wird alles ganz anders".
      Ich dachte auch, ehe meine Tochter auf die Welt kam, dass alles eine Frage der Vernünftigen Planung ist. Was man als Vater aber gerne vergisst, ist dass man die Person ist, deren Bedürfnisse im neuen dreier Gespann am wenigsten zählen sollen, vor allem in der ersten Zeit. Und dass das Leben mit Baby vor allem durch Baby bestimmt wird, und nicht durch Freundeskreis, Hobbies und Reiseplänen. Achja, und deine kinderlosen Freunde werden bald sowieso keine Lust mehr auf dich haben, nimm's mir nicht übel :)

      Ich wünsche euch eine schöne Geburt und ein wunderbares Kennenlernen.

      Vater einer 14 Monate alten Biene.

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